Kultur- & Begegnungsstätte
Schleuse49
Die Schleuse49 diente ursprünglich als das 49. Schleusenwärterhaus des Ludwig-Donau-Main-Kanal, auch bekannt als Ludwigskanal, benannt nach seinem Initiator König Ludwig I. Der zwischen 1836 und 1846 erbaute Kanal mit seinen 173km Länge und 100 Schleusen war die Main Donau Verbindung der schiffbaren Strecke von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer. Entlang der Strecke seines Ursprungs in Bamberg bis nach Kelheim wurden insgesamt 69 solcher zum Großteil baugleicher Kanalwärterhäuser errichtet, um dort die Schleusenwärter und ihre Familien unterzubringen.
Über die gesamte Länge des Kanals musste insgesamt ein Höhenunterschied von 264 Metern bewältigt werden, was zu seiner Zeit ein sehr ambitioniertes Bauvorhaben darstellte. An den Schleusen selbst betrug der Niveauunterschied zwischen 2,3 und 3,2 Metern, was in etwa einem Zeitaufwand von 10 bis 15 Minuten entsprach.
Auch wenn der Kanal nach nur vier Jahren im Einsatz seinen Höchstumschlag erreichte, war das Monsterprojekt „Alter Kanal“, wie man ihn hierzulande auch nennt, leider schon zu Baubeginn zum Scheitern verurteilt gewesen. Grund dafür war vor allem die Entwicklung der Eisenbahn und ihrer Möglichkeit, wesentlich größere Gütermengen auf eine effizientere Weise als das Treideln, also das Schiffziehen mit Pferden, zu transportieren. Das königliche Projekt verschlang 10 Jahre Bauzeit, viele Milliarden Deutsche Mark. Heute ist es im Restaurierungsprogramm und dient als Naherholungsgebiet.
„Karte des Ludwigskanals zwischen Main (Bamberg) und Donau (Kelheim)“ – Foto: jailbird Wikipedia
„Gebäudeplan eines Schleusenhauses“ – Foto: Mit freundlicher Unterstützung zur Verfügung gestellt vom Schwarzenbrucker Archiv
Die Schleusenhäuser waren für die Bewohner so konzipiert, dass sie sich autark versorgen konnten. Dazu gehörten ein Brunnen, Gemüseanbauflächen, ein Stall zur Tierhaltung und ein anliegender Wald. Die Schleusenwärter und ihre Gehilfen waren sowohl für die Bedienung der Schleusen (im Schnitt drei Schleusen) als auch für die Instandhaltung und Pflege des Kanals und seiner Anlagen zuständig.
Nachdem der Kanalbetrieb 1950 endgültig eingestellt wurde, änderte sich auch die Nutzung der Schleusenhäuser. In der Schleuse49 entstand eine Schankwirtschaft (mit Brauereirecht) und einige Zeit später eine Katzenpension. Danach hausten mehrere Obdachlose auf dem Gelände. Weiterer unachtsamer Privatgebrauch führte dazu, dass die Schleuse49 über die Jahrzehnte komplett verkommen ist und als eine Art Geisterhaus bekannt wurde.
Nachdem wir selbst zu Teilen in und um die Gemeinde Schwarzenbruck aufgewachsen sind, bestand schon immer eine heimliche Liebe zu diesem einmalig traumhaften Anwesen. Als uns zugetragen wurde, dass das damalige Streitobjekt einer Adelsfamilie im Jahre 2010 im Zuge einer Zwangsversteigerung in neuen Besitz übergegangen war, machten wir uns auf die Suche nach dem neuen Eigentümer. Dieser war bald gefunden und es stellte sich bei einem ersten gemeinsamen Treffen auch heraus, dass sich die vorherrschenden Visionen und Vorstellungen der Nutzungsmöglichkeiten sehr ähnelten. Es dauerte nicht lange, bis es Anfang 2017 schließlich soweit war: Die neue Ära Schleuse49 hatte begonnen.
Knapp ein Jahr, 20 Tonnen Müll, viel verlorener Schweiß und ganz viele Träume später, eröffneten wir für unsere Mitglieder das erste Helferfest namens „Kongress der Oneironauten“. Das Fest galt dem Dank an unsere Mitglieder und sollte nach Abschluss größerer Reparatur-, Aufräum- und Säuberungsprojekte einen erfrischenden Ausgleich bringen. Die Idee und die Umsetzung dieses miteinander Schaffens eröffnete einen gewaltigen Zulauf.
Die Schleuse49 ist mit der Vision einer Kultur- und Begegnungsstätte verknüpft. Wir und viele andere wünschen uns einen Ort der Anerkennung, der Zusammenkunft und des Respekts. Einen Freiraum für Kunst und Musik, der fernab vom Alltag unser aller Kreativität und Energie fördert.
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